Geschichte des Fondues – Wer hat es wirklich erfunden
Wer hat's erfunden? Die Schweiz natürlich! Doch wenn man sich einmal die
Geschichte des Fondues etwas genauer anschaut wird man gar nicht mehr zu einem so klaren Ergebnis mehr kommen. In keinem anderen Land als das Schweiz hat das Fondue einen so hohe Stellenwert. So ist das Käsefondue dort gar Nationalgericht!
Von den alten Griechen bis ins europäische Bürgertum
Hierin mengte das Weib, an Gestalt den Göttinnen ähnlich,
Ihnen des pramnischen Weins, und rieb mit eherner Raspel
Ziegenkäse darauf, mit weißem Mehl ihn bestreuend,
Nötigte dann zu trinken vom wohlbereiteten Weinmus.
Homer: Ilias 11. Gesang
Auch wenn sich die Schweizer ohne Frage um einen großen Teil der Fonduekultur verdient gemacht haben, soll die grundlegende Idee dahinter schon Jahrhunderte vorher die Runde gemacht haben. So meint die Direktorin des Greyerzer Museum im freiburgischen Bulle, Isabelle Raboud-Schüle, dass schon die alten Griechen eine Art Fondue gekannt haben sollen. Einen Beleg sieht man im 11. Gesang von Homer Odyssee, in dem ein Fondue-ähnliches Gericht aus geriebenem Ziegenkäse, Wein von Pramnos und Weissmehl beschrieben wird. Und schon im 18. Jahrhundert war es in bürgerlichen Kreisen verbreitet. Von Paris über London bis hin nach Brüssel, schon damals konnte das Fondue die unterschiedlichsten Gaumen beglücken.
1 Doch auch über den bürgerlichen Kreisen war das Fondue beliebt. So bat Jean-Jacques Rousseau 10 Jahre vor seinem Tod in einem Brief am 10. Februar 1768 an seinen Freund François Coindet: „Si vous pouviez trouver un morceau de bon fromage de Gruyère, et plustot nouveau que vieux, nous nous regalierons
d’une fondue. Cela nous rappelleroit la montagne du Salève, et me feroit grand plaisir“ und äußerte sich so als Fondue-Freund.
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Und dann kam die Schweiz
Trotz der bewegenden Vergangenheit des Fondues, die Erfindung wird heutzutage größtenteils der Schweiz angerechnet. Laut Erzählungen sollen Mönche die in der Fastenzeit keine feste Nahrung zu sich nehmen durften auf den schlauen Einfall gekommen sein, den Käse einfach zu schmelzen, sodass dennoch der Hunger gestillt, aber nicht gegen die Fastenregel verstoßen wurde. Eine andere Erklärung die in der Schweiz weit verbreitet ist, sieht den Ursprung des Fondues in der Kappeler Milchsuppe, die beim Friedensschluss im ersten Kappelerkrieg gegessen wurde. Bei letzerem Ereignis sieht man allerdings nicht das Gericht als den eigentlichen Ursprung, sondern vielmehr die Zeremonie darum.
Wurde weiter oben Homer zitiert, darf auch nicht ein Verweis auf die Aufzeichnungen der Zürcherin Anna Maria Gessner aus ihrem Kochbuch aus dem Jahr 1699 fehlen. Dies ist das heute als älteste festgehaltene Fonduerezept in deutscher Sprache bekannt und lautet wie folgt:
„Thu ein halb glässlein voll wein in ein blaten auf die Glutpfann und thu gschabnen oder zeribnen feissen, alten käs darein; ist er aber lind, dass er sich nit schaben oder zereiben lasst, so schneid ihn so dünn du kanst und lass ihn im wein kochen, biss er gantz zergangen und man den wein im kusten nit mehr gspürt. Dann dunke brot darain und biss ihn also mit dem brot. Aber du musst allzeit ein wenig glüht darunter lassen, sonst wird er bald wider hart“.3
Als wäre das nicht genug, folgt ein weiteres Zitat des Gastrosophen Jean-Anthelme Brillat-Savarin in dessen „Physiologie des Geschmacks“ aus dem Jahr 1826, in dem er noch einmal klarstellt: „Das Fondue stammt aus der Schweiz; es ist eigentlich nichts als Rühreier mit Käse in gewissen Verhältnissen, welche Zeit und Erfahrung gelehrt haben. Ich gebe späte das officielle Recept. Es ist ein gesundes, schmackhaftes, appetitliches Essen, das sich schnell zubereiten lässt, und deshalb immer bei der Ankunft unerwarteter Gäste bereit sein kann.“
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Tatsächlich ist die genaue Herkunft des Käsefondues, das als älteste Fondue gilt, aber unklar. Neben der Schweiz beansprucht auch noch Savoyen in Frankreich den Ursprung des Fondues. Und auch wenn in Savoyen mit dem Fondue savoyarde eine Landespezialität bekannt ist, ticken die Uhren in der Schweiz noch einmal ein wenig anders. Dort wurden nämlich große Anstrengungen betrieben, um das Fondue als Nationalgericht zu etablieren und damit auch ein gewisses kulturelles Selbstverständnis und Symbole zu erschaffen. Das da dann Fakt und Fiktion schon einmal durcheinander gerät, ist meist natürlich knallhartes Kalkül. Dem kulturellen Aufstieg des Fondues in den 1950er Jahren war nämlich Hitler Macht-Ergreifung kurz vorher und das Aufkommen einer neuen Bedrohung durch die Nationalsozialisten. Den Stein ins Rollen soll der Werbechef der großen Genfer Molkerei Laiteries Réunies, Henri Tanner, gebracht haben.
5 Dieser hatte natürlich nicht nur die Nation im Sinne, sondern auch handfeste wirtschaftliche Interessen an einer Auferstehung des Fondues. So gelang es den Interessensvertretern das Fondue nicht nur in der allgemeinen Bevölkerung, sondern auch in der Schweizer Armee zu verankern. Dort wurde Fondue-Geschirr über einen eigenen Ausleihdienst zum Gebrauch angeboten. Aus dieser Zeit stammt auch noch der bis heute bekannte Werbespruch „FIGUGEGL“ - Fondue isch guet und git e gueti Luune.
Ausschnitt aus der Schweizer Filmwochenschau vom 29. Oktober 1954 über eine sogenannte
Fondue-Degustation, bei der das Schweizer Volk durch eine kostenlosen Verkostung das Fondue "schmackhaft" gemacht wurde:
Quellen und Verweise